Blühende Bioökonomie in Mitteldeutschland bedarf Handlungsimplikationen

Am 19. Mai veranstaltete das Spitzencluster BioEconomy eine Pressekonferenz, um die Ergebnisse der Fachkräftestudie bekanntzugeben. Geladen hatten die beiden Gastgeber dazu in die Firma CompraXX in Sandersdorf-Brehna, die als Mitglied von BioEconomy stellvertretend die bei der Studie befragten Cluster-Akteure repräsentierte. Mit dabei: Der Chef der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, Kay Senius. Er ordnete die Ergebnisse der Studie in den landesweiten Fachkräftekontext ein.

Im Rahmen der Fachkräftestudie hatten die RKW Sachsen-Anhalt GmbH und der PolymerMat e.V. im vergangenen Jahr zahlreiche Clusterakteure in Mitteldeutschland zur aktuellen Fachkräftesituation im Bereich Bioökonomie befragt und daraus verschiedene Handlungsempfehlungen abgeleitet.

Kompetenzregion Mitteldeutschland weiter ausbauen

Pressekonferenz BioEconomy e.V. zur Fachkräftestudie: von links nach rechts Hr. Weber, CompraXX GmbH; Fr. Werner, RKW Sachsen-Anhalt GmbH; Hr. Senius, BfA; Prof. Pietzsch, MLU Halle-Wittenberg und Hr. Mosler, BCM GmbH. (c) BioEconomy e.V.

Pressekonferenz BioEconomy e.V. zur Fachkräftestudie: von links nach rechts Hr. Weber, CompraXX GmbH; Fr. Werner, RKW Sachsen-Anhalt GmbH; Hr. Senius, BfA; Prof. Pietzsch, MLU Halle-Wittenberg und Hr. Mosler, BCM GmbH. (c) BioEconomy e.V.

Ab 10 Uhr gab Horst Mosler, Geschäftsführer der BCM BioEconomy Cluster Management GmbH einen kurzen Einblick in die Arbeit des Spitzenclusters und die Brisanz des Themas Fachkräftesicherung. Gerade weil die gesellschaftliche Akzeptanz der Bioökonomie in der Region Mitteldeutschland immer mehr wachse und in zunehmend mehr Branchen biobasierte Produkte zum Einsatz kämen, habe man 2016 die Studie in Auftrag gegeben, erklärte Horst Mosler. Anhand der in der Studie dargelegten Ist-Situation und aufgezeigten Bedarfe sollen nun in einem nächsten Schritt, in Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen und politischen Vertretern langfristig Arbeitsplätze in der Bioökonomie und chemischen Industrie geschaffen und gesichert werden, um die Kompetenzregion weiter zu stärken.

Lange Vakanzzeiten durch fehlende Fachkräfte

Kay Senius, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit unterstrich die Wichtigkeit des Beitrags von Unternehmen zur Fachkräftesicherung. „Firmen, die erfolgreich sein wollen, müssen sich bei ihren Fachkräften bewerben“, erklärte Senius. Immer stärker müssten sich Arbeitgeber in Zukunft nach den Bedürfnissen ihrer Arbeitnehmer richten. Dabei würden sich die Arbeitgeber durchsetzen, die das beste Konzept hätten. Die Situation sei gerade im Bereich der Kunststoff- und Kautschukherstellung angespannt. Das zeige etwa ein Blick auf den Arbeitsmarkt für Experten und Fachkräfte in Mitteldeutschland. Auf 188 Stellen kommen 280 arbeitslose Bewerber. Ab einer Relation von 3 Bewerbern pro Stelle sprechen Experten bereits von Fachkräfteengpässen. Die Vakanzzeit, also die Zeit, die eine Stelle von der Ausschreibung bis zur Besetzung frei bleibt, liegt etwa in Sachsen in der Kunststoff- und Kautschukherstellung bei 136 Tagen.

Imagekampagnen und neuer Studiengang zur gezielten Nachwuchsförderung

Ein Blick auf die Altersstruktur der Beschäftigten zeigt, dass die Herausforderung der Fachkräftesicherung in nicht allzu ferner Zukunft noch schwieriger wird. So seien derzeit 20 % der Beschäftigten in der genannten Branche über 55 Jahre alt. Auf die Altersgruppe zwischen 25 und 55 Jahren entfiele ein Anteil von 72 % während lediglich 9 % der Beschäftigten unter 25 Jahre alt seien. Er empfiehlt deshalb neben der Weiterbildung und Qualifizierung älterer Arbeitnehmer vor allem auch gezielte Arbeitsmarkt- und Qualifizierungsberatungen für Absolventen, um den Fachkräftebedarf langfristig zu sichern. Unterstützung erhielt er dabei von Professor Markus Pietzsch, Vorstandsmitglied des BioEconomy e.V. und Leiter des Teilgebietes 6 – „Ausbildung für die Bioökonomie“, der den neuen Studiengang an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg „Industrial Biotechnology“ vorstellte. Das Studienangebot zielt darauf ab, internationale Akteure zu akquirieren, auszubilden und an die Region zu binden.

Auch Heidi Werner, Geschäftsführerin der RKW-Sachsen-Anhalt GmbH sieht die gezielte Nachwuchsförderung aber auch Weiterqualifizierung des bestehenden Personals als essentielles Instrument der Fachkräftesicherung. In Ihrem Redebeitrag betonte sie, dass bei der Mehrheit der in der Studie befragten Unternehmen große Planungsunsicherheit bestehe und jedes zweite Unternehmen schon heute erhebliche Schwierigkeiten habe, Fachkräfte oder Auszubildende zu gewinnen. Das liege Werners Meinung nach nicht zuletzt daran, dass die Unternehmen unter anderem dem Thema Migranten bislang zu wenig Beachtung schenkten.

Gutes Fachpersonal gerade für spannende neue Projekte im bioökonomischen Umfeld braucht perspektivisch auch Herr Weber, Geschäftsführer der CompraXX GmbH. Er zeigte im Nachgang zur Pressekonferenz den Medienvertretern sowie Podiumsbeteiligten sein Technikum und erzählte von dem einen oder anderen spannenden nächsten Schritt in Richtung Marktdurchdringung mit Biokunststoffen etc.

BioEconomy BusinessTreff zu Handlungsimplikationen am 30. Mai

Damit das Potential von rund 5.000 neuen Stellen in der mitteldeutschen Bioökonomie bis 2020 ausgeschöpft werden könne, leitet die Fachkräftestudie die vier Handlungsebenen (1) Planen, (2) Gewinnen, (3) Binden und (4) Entwickeln ab und schlägt insgesamt neun konkrete Implikationen vor. Welche der Vorschläge – von Roadmap zur Personalstrategie über Employer Branding Kampagne bis hin zu verschiedenen Fördermöglichkeiten – den größten Nutzen für Unternehmen bieten, soll auf dem 6. BusinessTreff am 30. Mai in einem Workshop zum Thema Fachkräftesicherung gemeinsam mit Unternehmensvertretern und Personalverantwortlichen diskutiert werden.

Wir laden dazu alle interessierten Mitglieder und Unternehmen von 16 bis 19 Uhr zum Austausch und Netzwerken in das Bio-Zentrum Halle ein. Mit dabei sind unter anderem: Heidi Werner von der RKW Sachsen-Anhalt GmbH, Clustermanager Horst Mosler sowie bspw. Herr Weber von der CompraXX.

Wir freuen uns, auch Sie vor Ort begrüßen zu dürfen und bitten Sie, sich hier kostenfrei für die Veranstaltung anzumelden.

 

Für weitere Fragen zur Studie oder zum BusinessTreff stehen wir Ihnen natürlich jederzeit gern zur Verfügung.

 

Ihre Ansprechpartnerin ist Frau Anne-Karen Beck

Tel.: + 49 (0)345/ 1314 2731

anne-k.beck@bioeconomy.de