Erstmalig nach dem Beginn der Corona-Pandemie fand am 16.09.2020 der BioEconomy BusinessTreff in Präsenzform im Stadtmuseum Halle (Saale) statt. Für den mittlerweile 14. BusinessTreff, diesmal mit dem Thema Zellulose, konnte der BioEconomy e. V. renommierte Referenten aus Wissenschaft und Wirtschaft mit interessanten und anwendungsnahen Vorträgen gewinnen.

Als Einstieg gab Dr. Jochen Borris einen Überblick über das Kompetenznetz Industrielle Plasma-Oberflächentechnik e. V.: INPLAS, welcher sich für die Weiterentwicklung der Plasma-Technologie und die Förderung ihres Einsatzes in verschiedenen Branchen und Unternehmen sowie für die deutliche Steigerung des Bekanntheitsgrades der Plasma-Oberflächentechnik einsetzt. Thematisch aufbauend an diesen Übersichtsvortrag, stellte Martin Bellmann vom Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik IST in Braunschweig, sein aktuelles BMBF-Projekt „Biomimetische Plasmapolymere zur Funktionalisierung von Papier“ vor. Ziel dieses Projektes ist es, konventionelle Beschichtungen von Papier, hauptsächlich auf fossilen Rohstoffen basierend, durch biogene Beschichtungen mittels Plasmapolymerisation zu ersetzen. Dabei werden Schutzmechanismen aus der Natur imitiert.

Zellulose spielt zwar im Anwendungsbereich Papier immer noch eine sehr große Rolle, jedoch konnte mit den anschließenden Vorträgen deutlich gezeigt werden, dass dieser nachwachsende Rohstoff auch in anderen Bereichen bereits jetzt und auch in Zukunft eine bedeutende Rolle spielen wird.

Dr. Frank Meister vom Thüringischen Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung in Rudolstadt konnte eindrucksvoll das Potential von Zellulose in Verbindung mit der Lyocell-Technologie in der Textilindustrie zeigen. In seinem Ausblick auf die Zukunft machte Dr. Meister deutlich, dass im Bereich Textilien vor allem der Rohstoff Baumwolle nicht mehr für die Bedarfe der wachsenden Weltbevölkerung zur Verfügung steht. Grund hierfür ist nach seinen Aussagen die vermehrte Flächennutzung zur Nahrungsproduktion. Zellulose und vor allem Lyocellfasern jedoch, können diese Versorgungslücke nachhaltig schließen. Darüber hinaus ermöglicht die Lyocell-Technologie eine textile Kreislaufwirtschaft und breitere technologische Möglichkeiten.

Prof. Dr. Matthias Zscheile (li.) moderiert die Präsentation von Dr. Michael Duetsch von UPM.

Abschließend gab Dr. Michael Duetsch, Director des Bereiches Biochemicals beim finnischen Unternehmen UPM, einen Einblick in die Umstrukturierungen des Papierherstellers. UPM erkannte frühzeitig, dass die Papierindustrie einen Umbruch erleben wird. Der Verbrauch von Druckpapieren wird aufgrund der Digitalisierung immer weiter sinken, wobei Verpackungs- und Hygienepapiere immer mehr gefragt sind und sein werden. UPM hat schon vor einem Jahrzehnt die Entwicklung von neuartigen und innovativen Produkten neben den Papieren auf Basis von Zellulose forciert. Das Ergebnis dieser Strategie sind marktfähige, innovative Produkte wie Design-Lautsprecher aus nachwachsenden Rohstoffen mit sehr guten Klangeigenschaften und zellulosebasierte Wood-Plastic-Compounds (WPC) mit neuartigen Eigenschaften im Vergleich zu konventionellen WPC-Produkten.

Zum Abschluss haben die Gäste im Rahmen eines Get-Togethers. unter Einhaltung der Hygieneregeln. die Gelegenheit genutzt über das für die Bioökonomie bedeutsame und spannende Thema Zellulose zu diskutieren, sich fachlich auszutauschen und zu vernetzen.