
BioEconomy Newsletter September
Liebe Leser,
Innovationen allein genügen nicht – damit die Transformation zu einer Wirtschaft ohne fossile Brennstoffe gelingen kann, muss der Gesetzgeber Schritt halten und klare und vor allem überprüfbare Rahmenbedingungen schaffen. Studien zeigen etwa, dass viele Länder und Unternehmen bei der Angabe ihrer CO2-Emissionswerte tricksen. Möglich machen das fehlende Standards. Fortschritte bei Berichtspflichten und Daten sind wichtig, doch erst eine globale, überprüfbare Klimabuchhaltung schafft das nötige Vertrauen in nachhaltige Wirtschaftspolitik. Wie Gesetze zu mehr gesellschaftlicher Akzeptanz für politische Maßnahme führen können, zeigt eine aktuelle Studie zur gerechten Verteilung von Erzeugung und Nutzen erneuerbarer Energien. Positiv stimmen auch klare gesetzliche Vorgaben zu Nachhaltigkeitssiegeln, für die Unternehmen ab kommendem Jahr in der Nachweispflicht stehen.
Auch in unserem Netzwerk wird deutlich, wie entscheidend klare Rahmenbedingungen sind. Die chemische Industrie in Leuna steht unter Druck, fordert bezahlbare Energie und weniger Bürokratie – und gleichzeitig entstehen mit der UPM-Bioraffinerie oder dem Linde-Elektrolyseur zukunftsweisende Projekte. Mit dem Klimaschutzvertrag für die Südzucker AG in Zeitz wird sichtbar, wie politische Instrumente Transformation ermöglichen können.
Unternehmen wie UPM setzen auf Holz als Rohstoff der Zukunft. Doch Nutzungskonkurrenzen, Nachhaltigkeitsanforderungen und steigende Bewirtschaftungskosten treiben den Holzpreis, wie aktuell in Schweden zu sehen ist. Auch hier ist die Politik gefragt: Es braucht langfristige, resiliente und diversifizierte Rohstoffstrategien. Gleichzeitig gewinnen Kreislaufansätze, wie etwa die Nutzung von Fäkalien zur Herstellung von Biokohle, an Bedeutung.
Der Blick nach Indien zeigt, dass ambitionierte Klimaziele erreichbar sind – mit strategischer Planung und entschlossenem Ausbau erneuerbarer Energien, konnte das Schwellenland seine Klimaziele früher als geplant erreichen und beim Ökostrom inzwischen sogar die EU abhängen. Dies sollte uns als Motivation dienen.
In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen wünscht
Ihr BioEconomy e.V.!
Top-News
Länder und Unternehmen tricksen bei Emissionszahlen
Laut mehreren Studien schönen zahlreiche Länder und Unternehmen ihre Klimabilanzen. Grund dafür sind fehlende Standards. Erste Fortschritte gibt es durch neue Berichtspflichten und bessere Daten – doch eine globale, überprüfbare Klimabuchhaltung steht noch aus. Weiterlesen
Aus unserem BioEconomy-Netzwerk:
Wirtschaftsministerin Reiche besucht Leuna: Chemiepark fordert Maßnahmen der Politik
Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche hat im Rahmen ihrer Sommerreise den Chemiestandort Leuna besucht. InfraLeuna-Geschäftsführer Christof Günther machte im Gespräch deutlich, dass die chemische Industrie stark unter Druck steht: steigende Energiepreise, intensiver internationaler Wettbewerb und hohe Regulierungsanforderungen verschärfen die Lage. Viele Anlagen in Deutschland laufen mit weniger als 70 % Kapazität, die Branche verzeichnet bereits das fünfte Quartal in Folge sinkende Beschäftigungszahlen. Günther betonte die Systemrelevanz der chemischen Industrie und forderte von der Politik eine klare industriepolitische Weichenstellung – u. a. bezahlbare Energie, Bürokratieabbau, Investitionsförderung und steuerliche Wettbewerbsfähigkeit. Anschließend besuchte Reiche die Bioraffinerie von UPM Biochemicals in Leuna, ein zukunftsweisendes Projekt zur Produktion biobasierter Grundstoffe aus Laubholz, das CO₂reduziert und neue Wertschöpfungsketten eröffnet. Weiterlesen
227 Millionen Euro Förderung: Südzucker soll in Zeitz bald klimaneutral produzieren
Die Südzucker AG will in ihrem Werk in Zeitz bis 2031 CO₂-neutral Zucker produzieren, gefördert durch einen Klimaschutzvertrag des Bundes über 227 Millionen Euro. Drei Säulen bilden die Transformation: der Bau einer Biogasanlage, die Integration von Wärmepumpen ab 2027 und ein neuer Kalkofen mit Biomethan, der bis 2031 fertiggestellt sein soll. Weiterlesen
Linde erhält 4,3 Millionen für Elektrolyseur in Leuna
Sachsen-Anhalt fördert den Bau eines neuen Elektrolyseurs von Linde in Leuna mit 4,3 Millionen Euro. Trotz mehrerer stockender Wasserstoffprojekte im Land soll so die Wasserstoffstrategie vorangetrieben werden. Ziel der Anlage sind 1.000 Megawatt Elektrolyseleistung bis 2030. Weiterlesen
Aus der Welt der Bioökonomie:
Holzpreis in Schweden explodiert, Forst-Konzerne unter Druck
05.08. – Ein Branchenbericht beschreibt, wie steigende Holz‑ und Bewirtschaftungskosten die Margen großer Forstkonzerne schmälern. Der Holzpreis in Schweden ist zwischen 2023 und 2024 um 30 Prozent gestiegen. Neben Preiszyklen spielen auch Nachhaltigkeitsanforderungen und Flächenkonkurrenzen eine Rolle. Für die Bioökonomie, auch in Deutschland, heißt das: Rohstoffstrategien müssen resilienter und diversifizierter werden. Weiterlesen
Erneuerbare gerecht verteilen: Vorschläge für Akzeptanz und Teilhabe
Eine Analyse des Öko-Instituts diskutiert Instrumente, wie Erzeugung und Nutzen der Energiewende fairer über Regionen verteilt werden können. Genannt werden u. a. Bürgerbeteiligungsmodelle, kommunale Dividenden und Netzentgeltreformen. Die Kernbotschaft: Mehr Teilhabe schafft Akzeptanz – und damit Planungssicherheit für Projekte. Weiterlesen
Biokohle aus menschlichen Exkrementen
Forscher der Cornell University haben ein Verfahren entdeckt, um aus menschlichen Fäkalien Biokohle herzustellen, die als Pflanzendünger verwendet werden kann. Die Autoren der Studie schätzen, dass die Nutzung solcher Biokohle bis zu 7 Prozent des weltweiten Phosphorbesdarfs decken könnte, mit Nährstoffen aus Urin sogar 15 Prozent sowie 17 Prozent des Stickstoff- und 25 Prozent des Kaliumbedarfs. Weiterlesen
Gesetzesänderung: Künftig Nachweispflicht für Nachhaltigkeitssiege
Das sogenannte 3. UWG-Änderungsgesetz bringt neue Regelungen für Nachhaltigkeitswerbung: Umwelt- und Klimabezeichnungen wie „grün“ oder „klimaschonend“ sollen künftig verboten werden, sofern sie nicht durch staatlich geprüfte Zertifikate gesichert sind. Grund für die Gesetzesänderung ist eine EU-Richtlinie, die bis 27. März 2026 umzusetzen ist. Staatlich oder öffentlich-rechtlich etablierte Umweltzeichen sind auch ohne gesondertes Zertifikat zulässig. Für alle freiwilligen Siegel oder Nachhaltigkeitslabel ist eine Zertifizierung durch eine unabhängige, akkreditierte Stelle erforderlich. Weiterlesen
Indien erreicht Klimaziele vorzeitig, liegt bei Öko-Strom vor EU
Indien rangiert auf Platz drei bei der Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien und hat mittlerweile die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreicht – fünf Jahre vor der vereinbarten Frist. Derzeit stammt die Hälfte der indischen Stromproduktion aus erneuerbaren und nicht-fossilen Energiequellen. Nach Angaben des Ministeriums für Neue und Erneuerbare Energien wurden im Juli 2025 von insgesamt 484,8 Gigawatt installierter Stromkapazität in Indien rund 242,8 Gigawatt durch umweltfreundliche Energieformen wie Solarenergie, Windkraft, Wasserkraft, Kernkraft und Biomasse erzeugt. Damit schneidet Indien besser ab als die Europäische Union: Deren Anteil erneuerbarer Energien an der Stromproduktion lag 2024 bei rund 47 Prozent. Weiterlesen
Veranstaltungen unserer Mitglieder
11. September im TGZ Halle
BioEconomy Business‑Treff: Finance & Funding
Wie lassen sich bioökonomische Innovationen erfolgreich finanzieren? Welche Förderprogramme und Investorenmodelle passen zu Start-ups und KMU? Bei unserem kostenfreien BusinessTreff „Finance & Funding“ bringen wir Forschung, Unternehmen, Fördermittelgeber und Finanzexperten zusammen – für fundierte Einblicke, konkrete Impulse und neue Partnerschaften entlang der Wertschöpfungskette. Weiterlesen
