Bioeconomy Newsletter Oktober

Bioeconomy Newsletter Oktober


Liebe Leser,

während die Industrie vor ernsten Problemen steht, bleibt die Innovationskraft der Bioökonomie unverändert hoch. Kaum ein Thema verdeutlicht dies derzeit so eindrucksvoll wie die Nutzung von CO₂ als Wertstoff. Mehrere aktuelle Entwicklungen zeigen, dass der Kohlenstoffkreislauf zunehmend geschlossen wird – mit messbarem industriellem und ökologischem Nutzen.

In Leuna hat das Fraunhofer CBP gemeinsam mit Partnern einen wichtigen Meilenstein erreicht: Aus recyceltem CO₂ entsteht ein palmölfreies Fett mit nahezu identischem Profil – ein Schritt hin zu nachhaltigeren Lieferketten und geringerer Entwaldung. Auch die Forschung der Ruhr-Universität Bochum weist in dieselbe Richtung: C1-Bausteine wie CO₂, Methanol oder Ameisensäure lassen sich biotechnologisch in wertvolle Rohstoffe überführen. Und während in Düsseldorf bereits die erste Pilotanlage für nachhaltigen Flugkraftstoff aus CO₂ entsteht, werden in Saarbrücken Styropor-Abfälle mithilfe von Bakterien in Nylon-Bausteine umgewandelt – ein weiteres Beispiel, wie biologische Prozesse fossile Rohstoffe ersetzen können.

Solche praxisnahen Innovationen sind insbesondere in Zeiten industrieller Krisen ein wichtiges Signal. Allerdings müssen Kreislaufdenken und industrielle Skalierung auch Hand in Hand gehen. Forschung und Wirtschaft sind bereit, es ist nun an der Politik die nötigen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Transformation zu schaffen!

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen wünscht

Ihr BioEconomy e.V.!


Top News:

Chemiebranche: Rückschlag statt Trendwende

Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) hat für das zweite Quartal 2025 erneut einen deutlichen Einbruch in der Branche gemeldet: Die Produktion ist um 3,8 Prozent zurückgegangen, der Umsatz um 5,2 Prozent; die Kapazitätsauslastung hat 71,7 Prozent erreicht – den niedrigsten Wert seit 1991. Diese Entwicklung belastet auch bioökonomische Teilmärkte. Eine kurzfristige Erholung zeichnet sich nicht ab; insgesamt prognostiziert der Branchenverband Stagnation und in Teilbereichen gar einen weiteren Rückgang der Zahlen. Weiterlesen


Aus unserem BioEconomy-Netzwerk:

Fraunhofer IGB entwickelt Palmölersatz aus CO₂

Ein Konsortium um Fraunhofer IGB, LanzaTech und die Mibelle Group hat erstmals ein palmölfreies Fett aus recyceltem CO₂ erzeugt. Das zweistufige Fermentationsverfahren (Gasfermentation zu Alkohol, anschließend Umwandlung durch Ölhefen) liefert eine Fettmischung mit Palmöl-ähnlichem Profil – mit Potenzial, Lieferketten zu entlasten und Entwaldung zu reduzieren. Die Skalierung läuft am Fraunhofer CBP in Leuna; erste Kilogramm-Mengen sind in Arbeit. Weiterlesen

Wärmewende-Studie: Lokale Netze schlagen Großverbünde

Im Mitteldeutschen Revier sind lokale Wärmeverbundsysteme technisch vielversprechend und in einzelnen Clustern am wirtschaftlichsten, so eine von der Metropolregion Mitteldeutschland und der Sächsischen Agentur für Strukturentwicklung initiierte Analyse. Die Studie empfiehlt dezentralere, flexible Lösungen und interkommunale Vernetzung – als fundierte Basis für die kommunale Wärmeplanung bis 2028 in Leipzig und Umgebung. Erkenntnisse, die durchaus auch für andere Regionen Deutschlands interessant sind. Weiterlesen


Aus der Welt der Bioökonomie:

Umwandlung von CO2 in nutzbare Rohstoffe

Ein Forschungsteam der Ruhr-Universität Bochum hat skizziert, wie C1-Bausteine wie CO₂, Methanol oder Ameisensäure biotechnologisch in Rohstoffe umgewandelt werden können. Ein Beispiel für einen solchen Prozess ist die Erzeugung von Methanol aus CO2 oder nachwachsender Biomasse, ein anderes das Design künstlicher Stoffwechselwege auf dem Reißbrett. Die Forschungsergebnisse besitzen ein großes Potenzial für die zirkuläre Bioökonomie, Kosten und Skalierung bilden aktuell allerdings noch große Hürden. Weiterlesen

Biobasierte Mikroplastik-Alternative

Das Start-up BIOWEG konnte in einer Investorenrunde 16 Millionen Euro einwerben, um damit in Deutschland die erste industrielle Bakterienzellulose-Anlage aufzubauen. Die dort entwickelten biobasierten Partikel sollen Mikroplastikbestandteile in Kosmetik, Haushalts- und Agraranwendungen ersetzen. Weiterlesen

Pilotanlage für nachhaltigen Flugzeugkraftstoff aus CO₂ entsteht in Düsseldorf

Das Start-up Greenlyte hat eine Partnerschaft mit Eurowings geschlossen: Ab 2028 sollen am Flughafen Düsseldorf in einem „Reallabor“ jährlich ca. 150 Tonnen Sustainable Aviation Fuel (SAF) hergestellt werden –aus CO₂, das aus der Luft abgeschieden wurde, und grünem Wasserstoff. Eurowings hat die ersten drei Jahresmengen reserviert. Ziel ist der Machbarkeitsnachweis und der Weg zu größeren Anlagen; Investitionen von mehr als 10 Millionen Euro wurden in Aussicht gestellt. Weiterlesen

Bakterien verwandeln Styropor-Abfälle in Nylon-Bausteine

Ein Team der Universität des Saarlandes hat ein biotechnologisches Verfahren entwickelt, das Polystyrolabfälle mithilfe spezieller Mikroben in Vorstufen für Nylon umwandelt. So entsteht eine hochwertige Kreislaufführung für Styropor, die fossile Rohstoffe in der Polyamidchemie teilweise ersetzen könnte. Weiterlesen

EU genehmigt Biogaspaket: Bioenergie erhält Perspektive

Die EU-Kommission hat das deutsche „Biogaspaket“ beihilferechtlich genehmigt. Damit steigen die Ausschreibungsmengen und die Anschlussförderung für Biogasanlagen wird auf 12 Jahre verlängert. In den kommenden Jahren endet die ursprüngliche 20-jährige Förderdauer für mehrere tausend Anlagen in Deutschland. Für rund 2.500 Biogasanlagen entsteht so Planungssicherheit; die neuen Regeln greifen bereits zur Ausschreibungsrunde ab 1. Oktober 2025. Kommunale Wärmenetze profitieren besonders. Weiterlesen


Veranstaltungen unserer Mitglieder:

7. Bioökonomiekonferenz des Landes Mecklenburg-Vorpommern

Der BioEconomy e.V. lädt am 6. und 7. November zur 7. Bioökonomiekonferenz des Landes Mecklenburg-Vorpommern in Anklam. Die Veranstaltung wird von unserem Kooperationspartner BioCon Valley GmbH organisiert. Vorgesehen sind der fachliche Austausch mit Akteurinnen und Akteuren der nordostdeutschen Bioökonomie, die Vorstellung eigener Aktivitäten sowie eine Besichtigung lokaler Forschungs- bzw. Produktionsanlagen. Eine offizielle Einladung durch die BioCon Valley GmbH folgt zeitnah. Die Teilnahme ist kostenfrei.

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