Gärreste aus Biogasanlagen können nicht nur als Wirtschaftsdünger verwendet werden. Die darin enthaltenen lignocellulosehaltigen Fasern sind ein geeigneter Holzersatzwerkstoff. Eine Technologieinnovation der Gärproduktaufbereitung macht es möglich, die Gärreste so weit von flüchtigem Ammonium-Stickstoff zu befreien, dass ein Einsatz der Fasern in hochwertigen Plattenwerkstoffen der Holzwerkstoffindustrie möglich wird. Im Verbundprojekt „BiogasFaserPlus“ haben sich acht Unternehmen sowie Forschungseinrichtungen zusammengefunden, um eine Pilotanlage zu errichten, mit der gereinigte lignozellulosehaltige Fasern hergestellt und anschließend als Holzersatzwerkstoff technisch erprobt werden können. Am 16. April 2015 fand das Kick-Off-Meeting des Projektes in Halle/Saale bei der GNS mbH als Forschungsverbundkoordinator statt. Das Projektvolumen beträgt bei einer Laufzeit von 1,5 Jahren 2,6 Mio. Euro.

Erfolgreicher Test der gereinigten Biogasfasern 2012/13 (DBU-gefördertes Vorprojekt): Bis 30 % Biogasfasern in Spanplatten, MDF und HDF-Platten sind grundsätzlich möglich bei normgerechten Kenn- und Emissionswerten

Erfolgreicher Test der gereinigten Biogasfasern 2012/13 (DBU-gefördertes Vorprojekt): Bis 30 % Biogasfasern in Spanplatten, MDF und HDF-Platten sind grundsätzlich möglich bei normgerechten Kenn- und Emissionswerten (Fotos: GNS/Projektpartner)

Die Verbundpartner streben eine mittelfristig verfügbare Technologieinnovation an, die ein erhebliches Potential als Rohstoffalternative zur stofflichen Nutzung der knappen Ressource Holz erschließen kann. Gleichzeitig bietet die Technologie Lösungsansätze für die deutschlandweit steigende Umweltproblematik bei der Ausbringung von Gärresten und den damit verbundenen Stickstoffüberschüssen. Der abgetrennte Ammoniumstickstoff wird so aufbereitet, dass er anderenorts energieintensiv hergestellten Mineraldünger ersetzen kann. Dabei ist sowohl die Reinigung der festen Gärrestfasern von anorganischem Stickstoff als auch der Einsatz in Holzwerkstoffen für den Innenraumbereich neu und großtechnisch bislang nicht durchgeführt worden.

Die Erprobung des GNS-Verfahrens im Pilotmaßstab an einer Praxis-Biogasanlage ist Voraussetzung, um das später angestrebte Upscaling auf eine Demoanlage vorzubereiten. Im Projekt werden u.a. angepasste Spezialapparate auf der Basis innovativer Werkstoffe und Halbzeuge von La Mont GmbH entwickelt. Die Prototypen werden an der Pilotanlage getestet und es werden für den Partner Kronospan GmbH aus der Holzwerkstoffproduktion Musterchargen zur Testung hergestellt.

Im Rahmen der Strategie des Spitzenclusters BioEconomy erschließt das Vorhaben bislang nicht in der Bioökonomie eingesetzte Rohstoffströme für die stoffliche Nutzung. Das Aufbereitungsverfahren macht diese für diverse Einsatzmöglichkeiten der werkstofflichen aber auch der chemischen Nutzung interessant. Damit wird der Biogasprozess zu einem Polyproduktprozess transformiert, der hochwertige Fasern für die stoffliche Nutzung liefert und gleichzeitig dazu beiträgt, landwirtschaftliche Nährstoffkreisläufe emissionsarm und gezielt zu schließen. Durch das DBFZ erfolgt eine wissenschaftliche Begleitung und ökologische Bewertung der Technologie.

Beteiligte Partner:

  • GNS – Gesellschaft für Nachhaltige Stoffnutzung mbH
  • La Mont GmbH
  • ORmatiC GmbH
  • eutec ingenieure GmbH
  • BENAS Biogasanlagen GmbH
  • Kronospan GmbH

DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gGmbH

Assoziierter Partner:

  • KTG Energie AG

Quelle: VP 4.2 BioGasFaserPlus